50x70 / Gouache, Schlagmetall
Private Sammlung
Lied : Comme un phare / Jem 931
Gegen Ende der Nacht kam Jesus zu den Jüngern; er ging auf dem See. Als sie ihn auf dem Wasser gehen sahen, wurden sie von Furcht gepackt. »Es ist ein Gespenst!«, riefen sie und schrien vor Angst. Aber Jesus sprach sie sofort an. »Erschreckt nicht!«, rief er. »Ich bin’s. Ihr braucht euch nicht zu fürchten.« Da sagte Petrus: »Herr, wenn du es bist, dann befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen!« – »Komm!«, sagte Jesus. Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser auf Jesus zu.
Matthäus 14:25-29
Frühling 2011. Unsere Kirche in Aarau veranstaltet einen Abend zur Einführung in die Malerei.
Heute Abend geht es um Gouache.
Ein großer weißer Rahmen. Das ist mein erstes Bild. Wie soll ich es machen?
Ich entscheide mich dafür, mich von dem, was kommen wird, leiten und überraschen zu lassen, ohne etwas im Voraus zu planen.
Meine Hand streckt sich nach Blau, Weiß und Schwarz aus.
Meine Finger greifen nach einem Schwamm und beginnen, das Blau zu verteilen. Ich beobachte neugierig.
Diese Bewegungen versetzen mich in ein kindliches Vergnügen. Ich spüre die etwas zähflüssige Kälte der Farbe auf meiner Haut. Eine entfernte Erinnerung an Fingerfarben. Ich amüsiere mich.
Meine Hand fügt noch mehr Weiß hinzu. Ich nehme Wasser wahr, Wellen.
Schwarz zeichnet einen Sturm.
Und dann, plötzlich, sehe ich Ihn.
Ich sehe die Silhouette von Jesus, der auf dem Wasser geht!
Ich darf Jesus trotzdem nicht in meinem ersten Bild malen!
Eine Anfängerin kann doch nicht so ein Motiv malen!
Aber Er ist wirklich da. Es ist, als ob Er auf mich wartet.
Komm!
Wie Petrus, der zögert, aus dem Boot zu steigen, zeichne ich Seine Umrisse.
Wie Petrus, der über die Wellen stolpert, klebe ich Goldfolie auf, so gut ich kann.
Und ich bemerke staunend, dass Er meine Hand ergreift und alles gut wird.
Seitdem leuchtet diese Silhouette in meinem Wohnzimmer.
Tagsüber, bei jedem Wetter.
Nachts reicht schon der kleinste Lichtschein, um die Dunkelheit zu durchbrechen.
Wenn wir unseren Blick auf Ihn richten, sagt Jesus zu uns "Komm!".
Wenn wir gehen, ergreift Er unsere Hand und alles ist gut, denn Er ist ja da.
Mit diesem Bild stieg ich aus dem Boot meines Alltags aus und setzte meine Füße in die grenzenlose Welt der Malerei.
Alle Bilder, die danach folgten, sind im Himmel verankert.
Ich kann nur Leinwände malen, die von dem erzählen, was hinter dem Schleier vibriert.